Tag 6:
Nordenham – direkt an der Weser.
Fantastisches Wetter, meine Frau, das Auto meiner Eltern, ich und kein Zeitplan. Ein Ausflug nach Nordenham steht also an. Die Heimat meines Schwiegervaters. Zunächst gab es einen Besuch auf dem dortigen Friedhof – Verwandtschaft meiner geliebten Gattin einen „Besuch“ abstatten.
Zunächst aber noch eine Erkenntnis: Kaufland Kunden wirken auch knapp 1.000 Kilometer von Traunstein entfernt, naja, sagen wir mal „eher sonderbar“. Nein. Vergessen wir das wieder. Ich habe noch nie einen Kaufland besucht und mich nicht irgendwie asselig gefühlt. Kaufen da wirklich vorwiegend Menschen ein, die ganz unten angekommen sind und sich dabei auch noch toll vorkommen? So kommt mir das zumindest vor. Naja – ich hab nicht wirklich ein Problem damit. Aber wenn ich selbst unrasiert und bin, habe ich in den Läden stets das Gefühl, ich sei jetzt auch „ganz unten“. Und also ehrlich: ist das überheblich von mir, zu behaupten, dass eine Dusche vor den täglichen Einkäufen nicht zu viel verlangt ist??
Ach, als arrogant bezeichnest Du mich? Tja – Niveau wirkt von unten fast immer wie Arroganz ;-)
Nein, jetzt ist Schluss mit Lästern. Dennoch mein Appell an alle, die zum Einkaufen gehen, mit der U-Bahn fahren oder eine Reise mit dem Zug machen: DUSCHT EUCH!!!
In Nordenham gibt’s eine Art Hausfluss: die Weser. Wenn man die Traun als Haus- und Hofgewässer gewohnt ist, kommt einem ein Fluss mit gut 1.000 Metern Breite durchaus sehr breit vor. Hammer, das. Und dann gibt’s da noch einen richtigen Hafen und so... Naja. Wer kann, der kann. Und wer nicht kann, würde auch gerne...
Danach ging's in den Hafen. Ein echter kleiner Fischereihafen (nicht ohne das obligate Touristenschiff). Wirklich beschaulich, der frühe Abend mit tief stehender Sonne, kaum Wind und einer im Hafen wohnenden Robbe (!). Was viele Touristen für einen Gag a la Gämseneier halten, ist schlicht und ergreifend Tatsache: da wohnt tatsächlich eine Robbe. Den Namen weiß ich allerdings nicht, da wir uns nicht vorgestellt wurden. Auch meine Frau konnte (obwohl sie sich gerne als Lokal- Koryphäe ausgibt) mir den Namen nicht nennen. Also – falls mal jemand an die Nordsee fährt und hört, dass eine Robbe im Hafen zu Hause sei – derlei kommt durchaus vor und ist nicht zwangsläufig Seemannsgarn.
Alles in Allem ein schöner Tag, den wir am Nachmittag noch mit einer ausgedehnten Ruhephase (verspäteter und verlängerter Mittagsschlaf) gewürdigt haben.
Am Abend dann gab's einen kleinen Umtrunk in der zu dem nahen Ferienpark gehörenden Kneipe. Es war ein fast windstiller und sehr warmer Abend. Eigentlich perfekt, um draußen im Gastgarten zu sitzen und ein Bierchen zu trinken. Und einen Korn. Und einen Wumken (Strandbeifußschnaps). Und einem Friesengeist. Und noch einem Wumken (weil der Korn alle war, glaube ich). Und dann noch zwei Bierchen.
Die Reihenfolge der oben genannten Getränke habe ich nicht mehr so exakt in Erinnerung. Aber wenn ich keinen Blackout hatte, dann kann ich mir gut vorstellen, dass das alles war...
Der Friesengeist übrigens ist dort nicht wirklich eine lokale Spezialität. Die Erinnerung an die Zeit bei der Wasserwachtjugend allerdings lässt in mir immer wieder mal den Wunsch nach diesem brennbaren Getränk aufkommen. Nicht, dass Wasserwachtjugend und Alkohol zwangsläufig zusammen gehören – also nicht offiziell. Nein, mein damaliger Gruppenleiter war regelmäßoig auf Schießübung in Totendorf (Ostsee). Dort wurden (was, wie man gelegentlich hört, bei der Bundeswehr nicht wirklich eine Ausnahmeerscheinung ist) oft zu geistigen Gesprächen auch hochgeistige Getränke gereicht. Man könnte also sagen, dass bei unserer Truppe immer schon der Intellekt hoch im Kurs stand, weil dort regelmäßig ein Symposion abgehalten wurde, was per Definition als dem Griechischen so viel wie „Zusammentrinken“ im Sinne von Trinkgelage bedeutet.
Nun, dieser Friesengeist wurde bei derlei Anlässen gerne und reichlich genossen. Unser Gruppenleiter nun, brachte den hochprozentigen Schnaps mit in die Bayerische Heimat, wo wir Grüpplinge (schon allesamt 16 Jahre oder älter (ne, echt)), bei winterlichen Hüttenaufenthalten gelegentlich ein Glas ab bekamen. Im Winter kommt das schon allein deshalb wirklich gut an, weil man diesen Kräuterschnaps brennend serviert. Das spricht gleich zwei archaische Instinkte an: zum einen den Wunsch nach einem wärmenden Lagerfeuer, zum anderen den Wunsch nach Rausch, der uns Menschen eint (also könnte man vielleicht auch noch das Verlangen nach Eintracht zufügen, so weit würde ich aber in diesem Kontext ungern gehen).
Etwas, das mir im Grunde zuwider ist, passierte dann, nach der Bestellung; es gab nämlich einen Show-Act (vielleicht vorwiegend für Touristen, obwohl die Köchin, welche das Spektakel mit betrachtete, wohl die meiste Freude an der Demütigung ihrer Kollegin empfand). Die Bedienung baute sich neben dem Tisch auf, an dem sie mir und meiner Mutter einen solchen Likör kredenzte, und begann ein Sprüchlein aufzusagen, das ich hier mal versuche aus dem (vom Internet-gestützen) Gedächtnis wiederzugeben:
Wie Irrlicht im Moor,
flackerts empor,
lösch aus...,
trink aus...,
genieße leise,
auf echte Friesen Weise -
den Friesen zur Ehr
vom Friesengeist mehr.
Nun, ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass selbst die nette Bedienung, zu deren Aufgaben offenbar, die Verkündung dieser Weisheit gehört, nicht auswendig rezitieren konnte, sondern von einem kleinen Kupferpfännchen ablas, mit dem sie unmittelbar nach der Entzüdung die Flammen auf den Gläsern wieder löschte.
Ach ja – danach schlief ich übrigens ausgezeichnet – spiele nun mit dem Gedanken, eine Flasche Friesengeist mit in die ferne Heimat zu nehmen, um zu gegebenem Anlass (Internet-gestützt) das kleine Sprüchlein vor Freunden aufzusagen.
Tag 7:
Abreise der eigenen Eltern.
Nun begab es sich aber, dass der König und die Königin wieder auf Reisen gingen und den Prinzen und seine Gemahlin alleine in der Fremde zurückließen...
Kurz und gut: Eltern heimgefahren, wir noch ein paar Tage geblieben.
Das wars.
Nein, wirklich!
Das wars – sonst ist nix passiert. Außer vielleicht sehr viel Schlaf, einer kurzen Kite-Episode, die schon ganz gut war, aber der wirklich gute Wind wird mir ja von meiner neuen Wind-Findungs-App für morgen versprochen ;-)
Also gute Nacht.
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