Tag 4:
Ein Tag kann auch vergehen, wenn man garnix macht – überhauptnix.
Ach ja – mein Beschluss steht fest: ein besserer Kite (Lenkmatte / Drachenersatz ohne Stäbe) muss her. Koste es was es wolle. Das Internet muss nach Fachgeschäften befragt werden...
… was natürlich heißt, dass ich doch was gemacht oder besser gesagt versucht habe. Aber das hier auszuführen könnte zu einer Sperrung meines Blogs führen.
Ach ja – um wenigstens was übers Wetter zu schreiben, das mich als Deutschen identifiziert: das Wetter ist bescheiden, Regen am Morgen, der Rest des Tages bewölkt und frisch.
Apropos Frisch: da gibt’s Fischgerichte aus der Imbissbude, das ist so was von sensationell... Aber näheres dazu, nachdem ich zu Hause auf die Wage gestiegen bin. Da wird nämlich praktisch alles fritiert...
Tag 5:
Mein Plan: ich fahre gemeinsam mit meinem Vater nach Bremen, wo sich meinen Recherchen zufolge das nächste Fachgeschäft für Sportdrachen befindet. Dort möchte ich mir einen Sport-Kite für 49,95 Euro besorgen. Die Beschreibung im Internet lässt mich vermuten, dass dies das ideale Gerät für den Anfänger und unbedarften Dilettanten ist – und ich erfülle beide Kriterien. Der alte Schirm für 14,95€ bringt fast nur frustrane Erfahrungen. Davon hatte ich die letzten 40 Jahre genug. Oder zumindest ausreichend.
Mein Vorschlag, den ich beim Frühstück meinen Eltern und meiner geliebten Gattin zu unterbreiten gedenke, wird also sein: ich fahre mit meinem Vater nach Bremen, gehe in das Fachgeschäft, hole das Ding, fahre zurück und vergnüge mich mit dem Drachen, während der Rest der mitgereisten Familie in Strandkörben sitzt und das unglaublich fantastische Sommersonnenwetter genießt. Meiner Berechnung nach ist das Gesamtkonfliktpotential dieser Vorgehensweise nahe Null.
Das Frühstück endet mit der letzten Tasse Tee und ich führe meine genialen Gedanken aus, die ich mir zum Programm des beginnenden Ferientages gemacht hatte. Und alle sehen auch sofort ein, dass ich Recht habe und wir wohl meinen Plan zur Beglückung aller umsetzen würde. Meine Überraschung war dann aber umso größer, als mein Vater diesen Plan noch ergänzte. Ich solle alleine mit seinem Auto nach Bremen fahren, um den Kauf zu tätigen. Er habe keine Lust, meinte er. Eine Variante, die ich bei meinen Gedankenspielen in der Tat übersehen hatte. Aber im Grunde eine sehr gute Idee. In meiner Vorstellung sah ich mich schon alleine in der komfortabel ausgestatteten Limosine bei bestem Musikklang und strahlendem Sonnenschein durch die fantastische Landschaft der Wesermarsch fahren.
Meine Frau machte dann noch einen kleinen Ergänzungsvorschlag: ich solle in Bremen, in einer Schokolaterie die ein oder andere Kleinigkeit für sie besorgen. Eine wichtige Aufgabe, die mir da anvertraut werden sollte. Denn was Schokolade angeht, versteht meine Frau so gut wie keinen Spaß. Nein, „überhaupt keinen Spaß“ ist treffender formuliert. Also hatte ich (meine genialen Gedanken waren zu diesem Zeitpunkt weitestgehend erschöpft) eher versehentlich angemerkt, dass es sicherer wäre, sie würde die angewiesenen Besorgungen am besten selbst machen. Sofort stimmte sie zu. Ihre Zustimmung kam so schnell, dass ich meinen Einwand nicht vollenden konnte. Sonst hätte ich hinzugefügt, dass die gewünschten Markenartikel in jeder gut sortierten Lebensmittelhandlung in unserer Heimat ebenfalls erhältlich sind. Aber gut, dass ich das nicht mehr konnte, denn erstens hätte das sicherlich den Verdruss heraufbeschworen, den ich im Grunde immer schon hatte vermeiden wollen, zweitens hätte sie mich mit profundem Fachwissen umgehend eines besseren belehren können.
Meine Mutter hat Bremen noch nie gesehen. Das hat sie zwar mit der überwiegenden Mehrheit der Weltbevölkerung gemein, aber andererseits – wenn man schon mal in der Nähe ist... Also war klar: wenn meine Frau mitführe, um Schokolade zu kaufen, könnte meine Mutter einen kurzen Blick auf die Hansestadt werfen und gegebenenfalls ein Tässchen Kaffe trinken. Kaffee ist allerdings das Getränk, von dem mein Vater bei weitem die größte Menge trinkt. Es ist also naheliegend, dass er auch mitfährt. Zudem konnten auf diese Art auch die obligatorischen Fotos von der reichlich vorhandenen historischen Architektur gemacht werden.
Also, damit wir uns nicht falsch verstehen: die Architektur in Bremen ist tatsächlich fotografierenswert, die Schokolade großartig und auch der Kaffee nicht zu verachten (ich selbst hatte eine ostfriesische Teemischung), jedoch kommt's meistens anders und zudem als man denkt.
Habe ich erwähnt, dass ich letztlich nicht nur einen tollen Sportkite erworben habe, sondern dabei auch noch ausgesprochen fachmännisch und freundlichst beraten wurde? Wenn ich hier auch sonst keine Marken (ausgenommen die allerbesten) und Orte nenne, so sei doch jedem Drachenfreund der Laden „Drachenschwärmer“ in der Bremer Innenstadt empfohlen. Und wenn Sie dort eine nette Frau antreffen, die gerne im Allgäu Urlaub macht, dann grüßen Sie sie doch von mir. Ich bin sehr zufrieden, mit meinem Kauf.
Der Drachen flog zwar mangels Wind nur für insgesamt 5 Minuten. Aber immer dann, wenn der Wind auffrischte wurden meine Erwartungen in jeder Hinsicht erfüllt bis übertroffen. Toll! Werde wohl auch die neueste App für mein Telefon brauchen: eine Software, die mir sagt, wann wo welcher Wind zu erwarten ist.
Und noch was: ich will einen Strandkorb für zu Hause. Im Garten würde sich so etwas hervorragend machen. Oder auch in der Wohnung; so als Chillout-Area. Werde auf jeden Fall mal darüber nachdenken. Und mein nächster Gebrutstag kommt bestimmt ;-)
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